Mindestens jeder dritte Reisende, in Abhängigkeit von Reiseziel und Saison, ist betroffen. Gerade in exotischen Urlaubsdestinationen wie Tunesien oder Mexiko ist die Häufigkeit von „Montezumas Rache“ sehr hoch.1 Weitere umgangssprachliche Bezeichnungen wie „Die Rache des Pharaos“ und „Delhi Belly“ kommen nicht von ungefähr. Andere Untersuchungen sprechen sogar davon, dass die Hälfte (oder sogar bis zu 90 %) aller europäischen Reisenden in asiatischen, südamerikanischen und afrikanischen Ländern im Urlaub eine Durchfallerkrankung bekommen.2  

Aber keine Sorge, wir möchten Ihnen in diesem Artikel wertvolle Tipps geben, wie Sie Reisedurchfall vorbeugen können und was Sie tun sollten, falls Sie dennoch betroffen sind. Außerdem gibt es einige Warnzeichen, bei denen Sie mit Durchfall unbedingt einen Arzt aufsuchen sollten. Auch darüber informieren wir in diesem Ratgeber.  

Was ist Reisedurch­fall:
Symptome & Ursachen

Mediziner sprechen von Durchfall, wenn folgende Merkmale zutreffen:

  • Mehr als drei Stuhlgänge pro Tag
  • Sehr flüssige Beschaffenheit (Wasseranteil über 75 Prozent) 
  • Erhöhte Menge (mehr als 200 Gramm pro Toilettengang) 

Reisediarrhoe ist übrigens kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern es handelt sich um eine Folge bzw. ein Symptom einer Infektion mit Viren, Bakterien oder anderen Mikroorganismen bzw. Parasiten. Betroffene leiden unter ungewöhnlich häufigem und fast vollständig flüssigem Stuhlgang. Von Reisedurchfall spricht man dabei generell ab drei ungeformten Stuhlgängen pro Tag.

Mögliche Begleitsymptome: 

  • Übelkeit & Erbrechen
  • Stuhldrang
  • Bauchkrämpfe 
  • Müdigkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Kopfschmerzen

Erwachsene stecken den Reisedurchfall meist gut weg und nach wenigen Tagen (drei bis fünf) lässt er in der Regel nach. Obgleich es zwischendurch sehr unangenehm sein kann, wenn man zum Beispiel auf einer langen Busfahrt ist und plötzlich der Durchfall einsetzt, stecken nur selten gefährliche Viren oder Bakterien hinter den Symptomen. Deshalb genügen in der Regel ein oder zwei Tage Ruhe und Schonkost.

Bei Säuglingen, Kindern und älteren Menschen drohen jedoch nicht nur Unannehmlichkeiten, sondern ein großer Flüssigkeits- und Salzverlust durch den flüssigen und häufigen Stuhlgang. Zudem können hinter einigen Reisedurchfällen auch ernsthafte Erkrankungen stecken. Die Rehydrierung ist hier entscheidend, um eine Austrocknung zu verhindern. Dafür stehen auch spezielle Rehydrationslösungen zur Verfügung, die man immer im Reise- und Handgepäck dabeihaben sollte. Diese kann man mit Wasser vermengen und trinken. Steckt jedoch eine ernsthafte Erkrankung hinter dem Durchfall, ist diese Maßnahme allein nicht ausreichend.

Wann mit Reisedurchfall zum Arzt?

Deshalb ist es wichtig zu wissen, bei welchen Warnzeichen man mit Reisedurchfall einen Arzt aufsuchen sollte. In Afrika und Südamerika treten diese etwa bei jedem zehnten Menschen mit Reisedurchfall auf, in Südostasien sogar bei jedem fünften Betroffenen.1  

In den meisten Fällen sind die Durchfälle wässrig. Wenn aber blutiger Durchfall und/oder Fieber über 38,5°C auftreten, spricht man von einer Dysenterie, die eine ärztliche Abklärung erfordert. 

Das Entdecken von Blut im Stuhl ist nicht sofort ein Grund zur Panik, da es verschiedene Ursachen haben kann. Dennoch sollte es von einem Arzt oder einer Ärztin untersucht werden, um die zugrunde liegende Ursache festzustellen. Dasselbe gilt für schwarzen Stuhl, der manchmal auf Blutungen im oberen Verdauungstrakt hinweisen kann.

Doch es gibt noch weitere Warnsignale.

 

Überblick: Wann mit Reisedurchfall zum Arzt? 

  • Flüssigkeitsverlust & Dehydrierung: Wenn Sie trotz ausreichender Flüssigkeitszufuhr unter Mundtrockenheit, Müdigkeit, Schwindel und Kopfschmerzen leiden, könnte eine Dehydrierung infolge des Durchfalls vorliegen. Weitere mögliche Symptome sind eingefallene Augen und Wangen, eine beschleunigte Atmung und ein hoher Puls, ausgetrocknete Augen und Lippen, verminderter Harndrang und dunkler Urin. Bei älteren Menschen kann es auch zu Brustschmerzen und Muskelkrämpfen kommen. In diesem Fall ist es problematisch, da der Körper trotz ausreichender Flüssigkeitsaufnahme weiterhin austrocknet.
  • Starker und langanhaltender Durchfall: Wenn Sie über mehrere Tage hinweg sowohl sehr flüssigen Stuhlgang als auch sehr häufigen Stuhlgang (mehr als sechsmal pro Tag) haben, sind medizinische Maßnahmen erforderlich.
  • Schleimiger Stuhlgang: Wenn der Stuhl schleimig ist, kann dies verschiedene Ursachen haben, von harmlosen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Ein Arzt oder eine Ärztin sollte die Ursache abklären.
  • Starke Schmerzen: Es ist normal, dass Durchfall von Blähungen und Bauchschmerzen begleitet wird. Bei starken Schmerzen sollte jedoch ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden, anstatt sich unnötig zu quälen.
  • Hohes Fieber: Eine Körpertemperatur über 39 Grad deutet auf eine schwere Infektion hin, die möglicherweise eine Behandlung mit Antibiotika erfordert.
  • Verzögerter Durchfall: Wenn der Durchfall Tage oder Wochen nach einer Fernreise auftritt, ist ebenfalls ein Arztbesuch empfehlenswert.
  • Veränderte Farbe: Wenn sich neben der Konsistenz auch die Farbe des Stuhls verändert, sollte man aufmerksam sein. Abweichungen von der gewohnten mittel- bis dunkelbraunen Farbe sind in den meisten Fällen unbedenklich. Gelber Stuhlgang kann ein Hinweis darauf sein, dass der Darm mit der Verdauung von bestimmten Nahrungsmitteln überfordert ist. Grünlicher Stuhlgang tritt häufig bei Magen-Darm-Infekten auf, kann aber auch nach dem Verzehr von grünem Gemüse wie Spinat oder Grünkohl auftreten.

Es ist wichtig anzumerken, dass eine genaue Untersuchung und Diagnose durch einen Arzt erforderlich sind, um den Erreger festzustellen. Dies ermöglicht eine entsprechende Behandlung, die auf das Virus oder die Bakterien abzielt. Zudem sind einige Durchfallinfektionen meldepflichtig, wie zum Beispiel Durchfall durch Campylobacter jejuni.

Reisedurchfall vorbeugen:
vier Bereiche sind entscheidend

Das Reiseziel ist einer der wichtigsten Risikofaktoren. Ein hohes Risiko zwischen 20 und 90 % besteht in Mittel- und Südamerika, Afrika, Asien und im Nahen Osten. Das gilt aber nicht für Israel, Argentinien, Chile, Südafrika, Japan und Teile Thailands (Phuket, Chiang Mai). Hier liegt das Risiko eher zwischen 8 % und 20 % (intermediär). Noch niedriger liegt das Risiko nur in Nordeuropa, den USA, Kanada, Australien und Neuseeland. Trotzdem möchten Sie vermutlich in viele dieser Länder reisen.

Die beste Möglichkeit, Reisedurchfall unabhängig vom Reiseziel zu vermeiden, ist die Einhaltung von geeigneten Vorsichtsmaßnahmen. Da Bakterien die Haupt-Ursache für Durchfall auf Reisen sind, gilt ihnen besondere Aufmerksamkeit bzw. ihren häufigsten Übertragungswegen, insbesondere Trinkwasser und rohen Lebensmitteln.

Hier sind einige wichtige Tipps zur Vorbeugung von Reisedurchfall.

Handhygiene

  • Regelmäßiges Händewaschen: Waschen Sie Ihre Hände häufig und gründlich, insbesondere vor dem Essen und nach dem Toilettengang. Verwenden Sie Seife und Wasser für mindestens 20 Sekunden.
  • Desinfektion unterwegs: Wenn das Händewaschen unterwegs nicht möglich ist, können desinfizierende Tücher oder Lotionen im Handgepäck helfen.

Trinkwasser

  • Vermeiden Sie Leitungswasser: Trinken Sie kein Leitungswasser in fremden Ländern. Kaufen Sie stattdessen abgepacktes Wasser aus Flaschen oder Behältern mit intaktem Schraubverschluss. Verzichten Sie auch auf Eiswürfel und mit Wasser verdünnte Getränke.
  • Zähneputzen und Mundspülen: Verwenden Sie zum Zähneputzen und Mundspülen ebenfalls abgepacktes Wasser.
  • Kein Wasser aus unsicheren Quellen: Trinken Sie kein Wasser aus Brunnen, Flüssen, Bächen, Wasserfällen oder stehenden Gewässern. Diese können mit Bakterien oder anderen Krankheitserregern kontaminiert sein.

Lebensmittelhygiene

  • Obst, Gemüse, Salat und Kräuter: Essen Sie diese Lebensmittel nur, wenn sie selbst geschält und/oder gekocht, bzw. gründlich mit abgepacktem Wasser gewaschen wurden. Auf scheinbar frische Salate, gepresste Säfte, mit Eiswürfeln gekühlte Getränke und Speiseeis, welches an Straßenständen, in Bars und auf Märkten oft verführerisch lockt, sollten Sie lieber verzichten. Es gilt die einfache Faustregel „Cook it, peel it or leave it“.
  • Fleisch und Fisch: Verzehren Sie Fleisch und Fisch nur, wenn sie gut gekocht oder durchgebraten sind. Rohes oder halbgares Fleisch kann Bakterien enthalten, die zu Durchfall führen können.
  • Kontakt mit Tieren: Vermeiden Sie den direkten Kontakt mit Tieren, da sie ebenfalls Bakterien oder Viren übertragen können.
  • Fliegen von Lebensmitteln fernhalten: Schützen Sie Ihre Nahrungsmittel vor Fliegen, da sie Krankheitserreger verbreiten können.

Impfungen und Vorbeugung

  • Informieren Sie sich vor der Reise über empfohlene Impfungen für das Reiseland.
  • Cholera-Impfung: Bei Reisen in gefährdete Regionen wird eine Cholera-Impfung empfohlen. Diese ist jedoch nur bei Langzeitaufenthalten unter schlechten hygienischen Bedingungen oder bei medizinischen Tätigkeiten in gefährdeten Gebieten erforderlich. Denn eine Ansteckung mit Cholera ist recht selten, da sie kaum von Mensch zu Mensch stattfindet. Sie erfolgt stattdessen über rohe Lebensmittel, Wasser und über Ausscheidungen von Menschen, die bereits an Cholera erkrankt sind. Erkundigen Sie sich vor Ihrer nächsten Reise trotzdem im Tropeninstitut, ob an Ihrem Reiseziel eine Impfung gegen Cholera-Bakterien (Vibrio cholerae) empfohlen wird. Für andere Erreger von Reisedurchfall gibt es keinen Impfstoff.
  • Durchfallmittel: Nehmen Sie gegebenenfalls geeignete Durchfallmittel mit, um im Fall von akutem Durchfall schnell handeln zu können. Beachten Sie jedoch, dass diese Medikamente nur zur vorübergehenden Linderung der Beschwerden gedacht sind, nicht aber für die dauerhafte Behandlung von chronischem Durchfall. Antidiarrhoika wie Loperamid und Racecadotril können kurzfristig eingenommen werden, um die Symptome zu lindern. Die Einnahme von Loperamid ist nach dem ersten festen Stuhl sofort einzustellen, um eine Obstipation zu verhindern. Medikamente mit Loperamid sollten allerdings nicht bei infektiösen Durchfallerkrankungen wie zum Beispiel Infektionen mit Salmonellen, Shigellen oder Campylobacter eingesetzt werden. Denn der infektiöse Durchfall erfüllt auch einige wichtige Abwehrfunktion des Immunsystems. Er dient dazu, die aufgenommenen Keime schneller wieder aus dem Körper auszuscheiden. Blockieren wir diese Funktion durch Medikamente, haben die Bakterien und Parasiten mehr Zeit, sich im Darm auszubreiten und zu vermehren. Kinder unter drei Jahren sollten keinerlei Durchfallmedikamente einnehmen. Hier steht klar die Flüssigkeitszufuhr im Fokus.
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Reisedurchfall behandeln: Ernährung, Ruhe & Medikamente

Solange Sie kein hohes Fieber, Brustschmerzen oder Atemnot haben und keinen blutigen Stuhl ausscheiden, ist der Reisedurchfall in der Regel harmlos. Zur Behandlung genügen dann in der Regel ein wenig Ruhe, die Vermeidung von Stress und Schonkost bzw. Hausmittel.

 

Schonkost bei Reisedurchfall:

  • Flüssigkeiten: Trinken Sie viel, um den Flüssigkeitsverlust durch den Durchfall auszugleichen. Geeignete Getränke sind klare Brühe, Kräutertee, verdünnte Fruchtsäfte ohne Fruchtfleisch und stilles Wasser. Vermeiden Sie kohlensäurehaltige Getränke und Alkohol, da sie den Magen-Darm-Trakt weiter reizen können.
  • Bananen: Bananen sind leicht verdaulich und enthalten reichlich Kalium, das bei Durchfall verloren gehen kann. Sie können reife Bananen essen oder zu einem Bananenbrei pürieren.
  • Zwieback oder Toast: Trockene, ungesalzene Zwieback- oder Toastscheiben sind eine gute Option, da sie den Magen beruhigen und eine leichte Quelle von Kohlenhydraten sind.
  • Reis: Gut gekochter Reis ist eine magenschonende Option und liefert zusätzliche Ballaststoffe. Vermeiden Sie jedoch Gewürze oder fettige Saucen.
  • Gedünstetes Gemüse: Leicht gedünstetes Gemüse wie Karotten oder Zucchini können schonend für den Magen-Darm-Trakt sein. Achten Sie darauf, sie gut zu kochen, um sie leichter verdaulich zu machen.
  • Hühnerbrühe: Eine klare Hühnerbrühe liefert Flüssigkeit und Elektrolyte, die bei Durchfall verloren gehen. Vermeiden Sie jedoch fettige Brühen oder solche mit starken Gewürzen.
  • Fettarme Proteine: Wenn Sie Protein zu sich nehmen möchten, wählen Sie fettarme Optionen wie gekochtes Hühner- oder Putenfleisch oder fettarmen Fisch.

Es ist wichtig, während des Durchfalls auf schwer verdauliche Nahrungsmittel zu verzichten, die den Magen-Darm-Trakt weiter belasten könnten. Vermeiden Sie fettige, stark gewürzte oder stark zuckerhaltige Speisen sowie rohes Gemüse, Milchprodukte und faserreiche Nahrungsmittel. Sobald sich der Durchfall gebessert hat, können Sie nach und nach wieder zur normalen Ernährung übergehen.

Bei akutem stressbedingten Durchfall können Durchfallmittel mit Loperamid kurzfristig Abhilfe schaffen und den Durchfall stoppen. Diese Medikamente werden in Darreichungsformen angeboten, welche einfach über die Zunge und ohne Wasser eingenommen werden können, was gerade auf Reisen oder plötzlichem Eintreten von Durchfall von Vorteil ist.

Hält der Durchfall länger an bzw. konnten konkrete Erreger als Ursache identifiziert werden, sollte ein Arzt aufgesucht werden, da mitunter auch Medikamente zum Einsatz kommen. Doch selbst bei Shigellen, Cholera und Salmonellen konnte bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden, ob Antibiotika die Dauer der Symptome wirklich verkürzen. Lediglich bei einer parasitären Giardiasis sind Antibiotika nachweislich wirkungsvoll gegen Reisedurchfall.

Deshalb spielen auch bei schwerwiegenderen Ursachen vor allem die ausreichende Flüssigkeitszufuhr eine Schlüsselrolle.

Flüssigkeit ist lebenswichtig

Die größte Gefahr von Durchfall, insbesondere für kleine, vorerkrankte und alte Menschen, besteht in der Dehydration. Infolge des Durchfalls verliert der Körper in kurzer Zeit große Mengen Flüssigkeit. Und schon gesunde Menschen trinken oft nicht so viel, wie es ihnen von der WHO und Ärzten nahegelegt wird. Insbesondere bei Kindern ist es wichtig, dass die empfohlene Trinkmenge bei Durchfall nicht nur eingehalten, sondern erhöht wird. Bei Erwachsenen genügt es in der Regel, wenn sie die empfohlene Trinkmenge zu sich nehmen, die auch dann gilt, wenn sie nicht an Durchfall leiden.

Empfohlene Trinkmenge:

  • Neugeborene: pro Stunde 2 bis 3 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht
  • Säuglinge: pro Stunde 4 bis 6 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht
  • Vorschulkinder: pro Stunde 4 Milliliter pro Kilogramm bei den ersten 10 Kilo Körpergewicht, 2 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht für die zweiten 10 Kilo Gewicht und 1 Milliliter pro Kilogramm für jedes weitere Kilo ab >20 Kilogramm. Daher stammt der Begriff 4-2-1 Regel.
  • Erwachsene: pro Stunde 1,6 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht. Bei einem Erwachsenen mit einem Gewicht von 75 Kilo entspricht dies ca. 3 Litern pro Tag

Trinkempfehlungen bei Durchfall:

Neugeborene, Säuglinge oder Vorschulkinder müssen mehr als üblich trinken, wenn sie an Durchfall leiden. Die empfohlene Trinkmenge steigt dann um jeweils 10 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht an.

Orale Rehydrationslösungen

Bei Durchfall verlieren wir nicht nur Wasser, sondern auch Salz und Zucker. Deshalb ist es entscheidend, dass Sie nicht nur mehr Wasser, sondern auch bestimmte Nährstoffe über das Trinken zu sich nehmen. Dazu gibt es spezielle Elektrolytlösungen, die sie ins Wasser mischen. Zwar können sie sich eine Rehydrationslösung nach WHO-Empfehlungen auch selbst mischen. Gerade auf Reisen hat man jedoch nicht alle dafür benötigten Zutaten und Utensilien immer zur Hand. Eine Rehydrationslösung gehört deshalb in jede Hausapotheke und jedes Handgepäck. Hinzu kommt, dass auch die WHO bei Babys und Kindern von selbstgemischten Rehydrationslösungen abrät und stattdessen spezielle Produkte aus der Apotheke empfiehlt.

Trinklösung für Erwachsene selbst mischen: Rezept der WHO

  • Ein Glas abgepackten Orangensaft in ein Liter sauberes Mineralwasser geben
  • vier Teelöffel Zucker und einen Dreiviertel-Teelöffel Salz dazu geben

Diese Lösung in der, je nach Alter, empfohlenen Trinkmenge zu sich nehmen. Cola eignet sich übrigens nicht als Alternative, da sie nicht das richtige Verhältnis von Glukose und Elektrolyten haben.

Reisestress als Ursache für Durchfall

Stress kann eine Rolle bei der Entstehung von Durchfall spielen. In stressigen Situationen reagiert der Körper mit einer erhöhten Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol. Diese Hormone können die normale Verdauung beeinflussen und den Darm empfindlicher machen. Dadurch kann es zu Veränderungen in der Darmbewegung und der Sekretion von Verdauungsenzymen kommen, was wiederum Durchfall verursachen kann.

Auf Reisen treten Durchfallerkrankungen häufiger auf, und Stress kann ein Auslöser sein. Reisen bringen oft Veränderungen des gewohnten Umfelds, der Routine und des Essens mit sich. Der Körper kann empfindlicher auf diese Veränderungen reagieren und Stressreaktionen hervorrufen.

Um Stress auf Reisen zu reduzieren und das Risiko von Durchfallerkrankungen zu verringern, können folgende Maßnahmen hilfreich sein:

Planung und Vorbereitung:

  • Eine gründliche Reiseplanung kann dazu beitragen, unerwartete Stresssituationen zu vermeiden.
  • Informieren Sie sich im Voraus über Reiseziele, Klima, kulturelle Unterschiede und mögliche Gesundheitsrisiken.
  • Nehmen Sie ausreichend Medikamente und Hygieneartikel mit, um im Notfall vorbereitet zu sein.

Stressbewältigung:

  • Praktizieren Sie Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen, um Stress abzubauen.
  • Planen Sie ausreichend Zeit für Erholung und Entspannung während Ihrer Reise ein.
  • Vermeiden Sie übermäßige körperliche Anstrengung und sorgen Sie für ausreichend Schlaf.

Weitere Ursachen für Reisedurchfall:
Bakterien & Viren

Reisedurchfall wird in den meisten Fällen durch Bakterien verursacht, wobei enterotoxische und andere E.-coli-Stämme die häufigsten Erreger sind. Die Übertragung erfolgt vor allem über die Aufnahme kontaminierter Lebensmittel, wie beispielsweise nicht richtig durchgegarte Lebensmittel, unverpackte Fruchtsäfte, Trinkwasser und rohe Milch. Auch durch kontaminiertes Wasser beim Baden können die Erreger übertragen werden. Ein weiterer bedeutsamer Infektionsweg ist die Schmierinfektion, bei der die Bakterien von der Hand in den Mund gelangen. Man spricht dann auch von einer ETEC-Infektion (ETEC= enterotoxische Escherichia coli). Etwa 90 % der Reisedurchfälle werden durch bakterielle Infektionen hervorgerufen.

Eine andere häufige bakterielle Ursache für Reisedurchfall sind Shigellen. Sie verursachen die sogenannte Shigellose, die auch als Bakterienruhr bezeichnet wird. Übertragen werden sie via Schmierinfektion, verunreinigtem Wasser, aber auch durch Fliegen.

Zu den invasiven Keimen, die blutige Durchfälle verursachen können, gehören Salmonellen, Shigellen oder Campylobacter.

Viren spielen bei Reisedurchfall eine geringere Rolle, sind jedoch in einigen Fällen zusammen mit bakteriellen Erregern vorhanden. Protozoen wie Giardien, Amöben, Kryptosporidien und Cyclosporidien sind selten die Ursache von Reisedurchfall, können aber bei langanhaltenden Durchfällen eine Rolle spielen.3,4 Die Übertragung des Reisedurchfalls erfolgt in der Regel also durch die Aufnahme von fäkal kontaminierten Lebensmitteln. Hier spielen Absonderungen der Bakterienarten Staphylokokken, Streptokokken und Escherichia coli (E. coli) eine Schlüsselrolle, genauer gesagt ihre Toxine (Enterotoxine). Risikofaktoren sind dementsprechend der Verzehr von rohem Gemüse, ungeschälten Früchten, rohen Eiern (Mayonnaise), Salatsaucen, ungekochtem Fleisch, Fisch oder Meeresfrüchten sowie von aufgewärmten Speisen. Typisch für Staphylokokken und Streptokokken ist, dass die Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bereits wenige Stunden nach der Übertragung auftreten. Anders bei Shigellen und E. coli. Hier können die Symptome auch erst nach mehreren Tagen auftreten. Was zudem oft als wässriger Durchfall mit Bauchkrämpfen beginnt, kann bei einer Shigellose auch zu Darmentzündungen, eitrig-blutigem Durchfall und hohem Fieber führen.

Bei Getränken liegen mögliche Gefahrenquellen insbesondere in unpasteurisierter Milch und Eiswürfeln. Gerade letztere werden häufig unterschätzt. Vielen Menschen ist bewusst, dass das Trinkwasser in vielen Ländern häufig zu Durchfall führen kann und viele Keime beinhaltet. Jedoch denken sie nicht darüber nach, dass auch die Eiswürfel in ihren Sommer-Drinks aus diesem Trinkwasser hergestellt wurden.

Die bekanntesten Durchfallbakterien sind interessanterweise nur für einen relativ kleinen Prozentsatz der Durchfallerkrankungen verantwortlich. Zum Beispiel sind Salmonellen nur in 14 % der Fälle eindeutig als Erreger nachweisbar. Sie werden hauptsächlich durch Speiseeis, rohe Eier, Fleisch- und Geflügelprodukte oder Mayonnaise übertragen.

Häufige Parasiten und Viren

Parasiten:

  • Giardiasis (Lamblienruhr) - Übertragung durch Schmierinfektion, Lebensmittel und Wasser, Symptome sind Druckgefühl im oberen Bauch, leichte Übelkeit, Blähungen, langanhaltende Durchfälle mit Erbrechen.
  • Kryptosporidiose - Übertragung durch Schmierinfektion, Lebensmittel, Wasser und stehende Gewässer, Symptome sind wässrige Durchfälle, Bauchschmerzen, Übelkeit, Fieber (kann auch asymptomatisch verlaufen).

Viren:

  • Norovirus - Übertragung durch direkten Kontakt, Lebensmittel, Wasser, Symptome sind starke Durchfälle, schwallartiges Erbrechen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Kopf- und Gliederschmerzen (Dauer: bis zu zwei Tage).
  • Rotavirus - weltweit verbreitet, Übertragung durch direkten Kontakt, Lebensmittel, Wasser, Symptome sind wässrige Durchfälle, Erbrechen, Bauchschmerzen, Fieber, Atembeschwerden (Dauer: 2-6 Tage).

Giardiasis und Kryptosporidiose werden in der Regel mit bestimmten Antibiotika behandelt, die für diese Art der Erreger empfänglich sind. Bei Kryptosporidiose reicht oft eine Flüssigkeitszufuhr aus.

Da Antibiotika jedoch die empfindliche Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen können, da sie nicht nur die schädlichen bzw. darmfremden Mikroorganismen, sondern auch die wichtigen, guten Darmbakterien angreifen, kann die Einnahme von Antibiotika selbst zu akutem Durchfall führen bzw. die Symptome verstärken. Das geschieht sogar etwa bei jeder vierten Person, die mit Antibiotika behandelt wird.

Chinolone sind das Antibiotikum der Wahl bei Reisedurchfall, mit Ausnahme bei Reisedurchfall in Südostasien, da dort Bakterien der Art Campylobacter vorkommen können, die resistent gegen Chinolon sind. Dann wird meist Azithromycin als Alternative verordnet.

Zudem werden die Antibiotika bei Reisedurchfall oft nur als Einzeldosis verordnet. Die Einnahme wird nur dann auf bis zu drei Tage ausgedehnt, wenn sich die Symptome nicht innerhalb von 12 bis 24 Stunden nach Einnahme der Einzeldosis verbessern.

Unser Fazit zu Reisedurchfall: Häufig, unangenehm, aber meist harmlos

Reisedurchfall ist eine häufig auftretende Durchfallerkrankung, die Reisende betreffen kann. Es handelt sich meist um eine Folge von Infektionen durch Viren, Bakterien oder Parasiten. Die Symptome sind häufiger Stuhlgang mit flüssigem Stuhl, begleitet von Bauchkrämpfen und Übelkeit. Die meisten Fälle von Reisedurchfall klingen innerhalb weniger Tage von selbst ab und erfordern keine spezifische medizinische Behandlung. Es ist jedoch wichtig, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen und auf eine gute Hygiene zu achten.

Durch die Einhaltung angemessener Vorsichtsmaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen, Vermeidung ungekochter Lebensmittel und sicheres Trinkwasser können Sie das Risiko von Reisedurchfall verringern. Eine gut ausgestattete Reiseapotheke kann auch bei Bedarf unterstützen. Denken Sie daran, im Falle von anhaltenden oder schweren Symptomen einen Arzt aufzusuchen.

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1 Vetel, J M et al. Comparison of racecadotril and loperamide in adults with acute diarrhoea. Alimentary pharmacology & therapeutics vol. 13 Suppl 6 (1999): 21-6.